Beim Abtragen von Bäumen müssen Stammstücke mit großem Eigengewicht über Seilsysteme abgelassen und sicher zu Boden befördert werden. In diesen vielfach kritischen Arbeitssituationen spielen die Grundsätze der Mechanik eine enorme Rolle im Hinblick auf die Sicherheit der Kletterer und die Gefahr von Schäden im Allgemeinen.
Rigging 1.0 simuliert den Fangstoß beim Ablassen von Stammstücken auf der Basis eines physikalischen ‚worst-case’ Szenarios. Der Rechengang der Software basiert darauf, dass unter den ungünstigsten Bedingungen die im Sturz freigesetzte Energie vollständig in Seildehnung umgewandelt werden muss. Dadurch ist es möglich, die vom Kletterer steuerbaren Parameter Gewicht des Stammstückes, Fallhöhe sowie Seiltyp und Seillänge in verschiedenen Ablasspositionen durchzuspielen.
Die Höhe des Fangstoßes wird nach einem Verfahren abgeschätzt, das in ähnlicher Form auch der amerikanische Biophysiker Dr. Peter Donzelli in seinen Studien verwendet hat. Die Werte, die für das Gewicht des grünen Holzes aus der Fachliteratur übernommenen wurden, bewegen sich am unteren Ende einer breiten Skala. Dennoch haben Vergleiche mit tatsächlich auftretenden Lastspitzen bei Ablassarbeiten gezeigt, dass der von Rigging 1.0 errechnete Fangstoß deutlich überhöht ist.
Die Software soll im Grunde nur zu Übungszwecken eingesetzt werden, da das physikalische Rechenmodell den Ablassvorgang nicht vollständig erfasst. Alles deutet jedoch darauf hin, dass der Fangstoß in Standardsituationen immer zu hoch berechnet wird. Demnach bestünde auch bei der Anwendung zur Gefahrenermittlung zumindest keine Gefahr.
Die Weiterführung der Arbeit von Dr. Donzelli hat gezeigt, dass Parameter wie der Zuschnitt des Fällkerbs, die Form und tatsächliche Flugbahn des abgeschnittenen Stammstückes sowie die federnde Reaktion des verbliebenen Stammes die auftretenden Kraftspitzen erheblich beeinflussen. Selbstverständlich verringert auch das dynamische Ablassen, das die Reibung am Bremsgerät und die Gleichmäßigkeit des Bremsvorgangs ausnutzt, in wesentlichem Maße die auftretenden Kraftspitzen. Solange jedoch das unbeabsichtigte Blockieren des Ablasssystems nicht vollständig ausgeschlossen ist, sollte weiterhin dieser kritische Lastfall für Sicherheitsanalysen herangezogen werden.
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